Die Konstruktionsgruppe Bauen bietet ihren
Kunden Lösungen aus einer Hand über den
gesamten Lebenszyklus: Bauwerksuntersuchung,
Instandsetzungsplanung, Planung
von Um- und Neubau sowie Überwachung
der Baumaßnahmen. Dass BIM perfekt zur
Unternehmensphilosophie passte, war
schnell klar. Mit Unterstützung von MuM
wurde die Methode Zug um Zug eingeführt.
Das Ergebnis: Man hat tatsächlich
alle Mitarbeitenden überzeugen und „mitnehmen“
können, und das Unternehmen
präsentiert sich heute als „Projektunterstützer“
inklusive Beratung und Management
bei BIM-Projekten
Über 40 Jahre Erfahrung, fünf Standorte im In- und Ausland, eine klare
Strategie und ein gelebtes Werteleitbild – das zeichnet die Konstruktionsgruppe
Bauen (KB) mit Hauptsitz in Kempten im Allgäu aus: Das Ingenieurbüro
sucht langfristige Partnerschaften mit seinen Kunden, für die es
Neu- und Umbauten im Hochbau und im Infrastrukturbau plant und begleitet.
„Qualität definieren wir nicht nur durch Leistung, sondern auch
durch den Umgang intern und extern“, sagt Vorstandsmitglied Martin
Seitner. Bei jedem Projekt geht es auch darum, von- und miteinander zu
lernen und so optimale Lösungen zu finden.
BIM ist mehr als ein Trend
Man beobachtet sorgfältig die Entwicklungen im Markt, ohne jedem Trend
nachzulaufen. „Wir folgen nicht sofort jedem Impuls“, erklärt Martin Seitner, „aber wenn wir uns für eine Richtung entschieden haben, dann verfolgen wir sie motiviert und mit viel Engagement.“ Eine solche Richtung
war Building Information Modeling (BIM). Die Methode geriet etwa 2016
in den Fokus der Geschäftsleitung, die rasch erkannte, dass dieses Thema
keine vorübergehende Modeerscheinung ist, sondern die Branche nachhaltig verändern würde.
Erst prüfen, dann starten
„Wir haben viele anscheinend wunderbare Versprechungen über
Kostenersparnis und Zeitgewinn gehört. BIM werde die Branche
revolutionieren, alles würde besser“, erinnert sich Martin Seitner.
„So etwas macht misstrauisch. Wir haben entschieden, das Thema
strategisch anzugehen, umfassende Kompetenz aufzubauen und
dabei alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen.“ Ein sechsköpfiger
Arbeitskreis wurde ins Leben gerufen, dem Interessierte
aus allen relevanten Unternehmensbereichen angehörten. Dieses
Team untersuchte in enger Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung,
was es mit BIM auf sich hatte: Wie könnten neue Arbeitsabläufe
bei der KB aussehen und was bedeutet das für das Kompetenzprofil
der Mitarbeitenden? Welche Ausbildungen wären
nötig? Welche organisatorischen Veränderungen können notwendig
werden? Welche Software ist anzuschaffen? Welche Konsequenzen
hat BIM für Bauherren, Projektpartner und Verträge?
MuM als Partner für Software und Ausbildung
Als für alle internen „Vorreiter“ klar war, dass BIM der Weg der Zukunft
ist, suchte man nach einem Partner, der methodisches
Know-how, Software, Ausbildung, Beratung und Betreuung anbieten
konnte. Bei Mensch und Maschine wurde man fündig: Das
Systemhaus liefert nicht nur Autodesk Revit, eines der gängigsten
Pakete für die Gebäudeplanung mit der BIM-Methode, sondern
auch Tools und ergänzende Lösungen, z. B. für Qualitätsprüfung,
Tragwerksplanung und Kalkulation.
Darüber hinaus bietet MuM das umfassende Ausbildungsprogramm
BIM Ready. In diesem Programm erlernen Konstrukteure (Bauzeichner), Koordinatoren (Projektleiter) und Manager die Methode so,
dass sie ihre individuellen Aufgaben perfekt wahrnehmen und
gleichzeitig den Blick für das große Ganze entwickeln können.
„MuM steht mit beiden Beinen auf der Erde“, weiß Simon Jagenow, Bereichsleiter Digital Engineering und Consulting bei der
KB. „Es geht immer darum, zu einer guten, praktikablen Lösung
zu kommen, und nicht ‚um das Blaue vom Himmel‘. Inzwischen
sind wir in weiten Teilen auf Software aus der Autodesk- und
MuM-Welt umgestiegen.“
BIM-Einführung ist ein „KVP“
Die Geschäftsleitung entschied sich, die neue Denk- und Arbeits methode Schritt für Schritt einzuführen. Dank der MuM-Ausbildung
BIM Ready erhalten sukzessive alle Mitarbeitenden bei der KB das
gleiche Verständnis von und für BIM; sie können das Gesamtbild
erkennen und verfügen über das Wissen und Können, um ihre
speziellen Aufgaben in Planung, Koordination und Management
optimal zu erledigen. „Die Einführung von BIM ist für uns eine
Art KVP, ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, der nie endet“, sagt Martin Seitner. So erlernten die Konstrukteure nicht nur
den Umgang mit Autodesk Revit; sie erhielten im weiteren Verlauf
der Einführung – je nach Aufgabengebiet – auch Schulungen für
den BIM Booster und die Kalkulationssoftware von MuM sowie für
die SOFiSTiK-Lösungen.
Information gegen Unsicherheit
Mit viel Information und Fingerspitzengefühl sind die Geschäftsleitung
und die Mitglieder des Arbeitskreises den Unsicherheiten
der Kolleginnen und Kollegen begegnet. Unrealistische Erwartungen
wurden gedämpft; auf vollmundige Versprechungen wurde
verzichtet. Nach Möglichkeit bildete man Teams, in denen (junge)
Mitarbeitende, die in Sachen BIM stark und engagiert sind, mit
Mitarbeitenden, die über jahrelange Planungserfahrung verfügen,
zusammen arbeiteten und voneinander lernten. Gleichzeitig suchte
man Partner und Kunden, die motiviert waren, die Methode auszuprobieren
und den Schritt ins Unbekannte gemeinsam zu wagen.
So wurde aus der Theorie eine allgemein akzeptierte Praxis, die
sich in den nächsten Jahren weiter festigen und etablieren soll.
Die BIM-Einführung bei KB war gut durchdacht – vom einfachen zum komplexen Projekt.
Bauherren und Architekten sind heute von den Ideen und Plänen begeistert.
Für Martin Seitner und seine Kollegen im KB-Vorstand ist Kommunikation auf Augenhöhe unverzichtbar.
Bei der KB näherte man sich der Komplexität der
Brücken-Modellierung bei der BIM-Einführung
Schritt für Schritt. Die Pläne, die heute abgeleitet
werden, schätzen Bauherren und Ausführende
gleichermaßen.
Stark im Team: Flache Hierarchien ermöglichen bei der KB die direkte, persönliche Kommunikation und schnelle Entscheidungswege
vom Vorstand bis zu jedem einzelnen Mitarbeiter. BIM passt prima zu den Unternehmenswerten.
Für jedes Projekt ein neues Ziel
Teilziele kennzeichneten als Meilensteine den Weg von der Theorie in die Praxis. Jedes Projekt wurde unter bestimmten Gesichtspunkten vorbereitet und im Anschluss ausgewertet, um die Erkenntnisgewinne beim nächsten Mal zu nutzen. „Beim ersten Projekt im Ingenieurbau ging es vor allem darum, die geplante Brücke dreidimensional zu modellieren und aus diesem Modell Pläne abzuleiten, mit denen sowohl der Bauherr als auch die Kollegen auf der Baustelle etwas anfangen konnten“, erinnert sich Martin Seitner. Schließlich stellen Brücken die Planer vor andere Herausforderungen als Gebäude.
Bei einem weiteren Projekt stand die Mengenermittlung im Mittelpunkt.
Die Tatsache, dass man für eine erfolgreiche und ganzheitliche
Umsetzung auch die Teammitglieder, die erst in den späteren
Planungsphasen mitwirken, früher als bisher einbinden muss, war
eine wichtige Erkenntnis. Im nächsten Projekt wurde untersucht,
wie detailliert man bei Umbauten den Bestand modellieren muss.
Hier spielt eine zentrale Rolle, wie dieses Modell in den weiteren
Planungsphasen verwendet wird, beispielsweise für eine 4D-Simulation
des Rückbaus. Weitere Lerneffekte wurden auch erzielt, indem
man ein Bewusstsein für die Zeitaufwände für die beiden
Teiltätigkeiten Modellierung und Planableitung entwickelte. Hier
zeigte sich großes Potential für Projekte, die ohne herkömmliche
2D-Pläne errichtet werden. In weiteren Projekten lag ein klarer
Fokus darauf, den Bauherrn stärker in die neue Denkweise einzubinden.
Dabei wurde klar, dass man mehr darüber wissen musste,
was die einzelnen Bauherren als Projektrisiken empfinden.
Wer BIM „kann“, kommuniziert auf Augenhöhe
„Es geht immer um Kommunikation und Zusammenarbeit“, bilanziert
Martin Seitner. Darum passt BIM ideal zu den Werten und
der Philosophie der KB. Dank BIM kann man mit Bauherren und
Projektpartnern auf Augenhöhe kommunizieren. Konstrukteure und
Projektleiter arbeiten enger zusammen, Koordinatoren, Tragwerksplaner
und weitere Fachplaner ebenso. Nicht nur Ideen, auch Wissen
und Erfahrung werden intensiv ausgetauscht. Für die KB habe
sich auf diesem Weg ein neues Geschäftsfeld entwickelt, erklärt Simon Jagenow: „Wir wollen, dass alle Projektpartner optimal miteinander
kommunizieren können. Wir möchten unser Wissen über
BIM teilen und zeigen, wie sich die Methode optimal implementieren
und nutzen lässt. Mit unseren Erfahrungen sind wir heute qualifiziert
für Beratung und Management.“
Geduld, Beharrlichkeit, Engagement
Der Prozess der Digitalisierung ist bei der KB noch lange nicht abgeschlossen.
In allen Unternehmensbereichen werden immer mehr
Menschen einbezogen. Themen wie Modellierung und Datenmanagement
unterliegen einem ständigen Verbesserungsprozess,
Laserscanning im Bestand sowie die optimale Weiterverwendung
der Scans im Projekt und im Betrieb stehen auf der Tagesordnung.
Und natürlich geht es immer darum, neue Technologien oder Prozesse
mit möglichst wenig Störung des Tagesgeschäfts einzuführen.
Für die Geschäftsführung bedeutet das auch weiterhin: Sie
muss ihre Ziele mit Mut, Geduld und Beharrlichkeit verfolgen und
darf Investitionen nicht scheuen.
Damit Vertragspartner nicht zu Feinden werden
„Im Englischen reden alle von ‚collaboration‘ als DEM Mehrwert
von BIM. Das Wort ist im Deutschen manchmal noch etwas negativ
besetzt“, schmunzelt Martin Seitner, „schließlich steht ‚Kollaboration‘
historisch für die Zusammenarbeit mit dem Feind.“ Seiner
Meinung nach beschreibt der Begriff aber eine interessante Chance
auf eine Veränderung in der Branche: In der Vergangenheit seien
die Projektbeteiligten oft unmittelbar nach Vertragsabschluss zu
Feinden im Sinne unterschiedlicher Vertragsparteien mit unterschiedlichen
Interessen geworden; jeder habe nur noch seinen
eigenen Anteil am Projekt gesehen – kaum jemand mehr das
Ganze. BIM sei, so Martin Seitner, tatsächlich die Aufforderung,
anstatt mit Gegnern vielmehr mit Projektpartnern für eine gemeinsame
Sache zusammenzuarbeiten. Das sei gut so und entspräche
auch dem Selbstverständnis der KB.
Wichtig: Die Randbedingungen anpassen
„Wir sehen uns als Projektunterstützer“, erklärt Simon Jagenow.
BIM ist für die KB ein Tool im großen Zukunfts-Werkzeugkasten,
in den auch Agile-Methoden und Lean Construction gehören. Um
die neuen Werkzeuge optimal zu nutzen, müssten sich aber auch
die Randbedingungen verändern: Die Regelwerke für die Abrechnung
passen nicht mehr, bei der Vergabe ist mehr Flexibilität nötig,
um Potentiale besser heben zu können. Solange Partner wie
MuM – zum Beispiel mit Übernahme der Mehrheit an SOFiSTiK –
schnell und zuverlässig auf Veränderungen und Anforderungen
des Marktes reagieren, sieht man der weiteren Entwicklung optimistisch
entgegen. Klar ist: Es bleibt spannend.
BIM macht vieles möglich, z. B.: Anhand eines ausgewerteten 3D-Laserscans lässt sich das Bestandsmodell einer Autobahn erzeugen (oben). Die komplexe Verbausituation bei einer Bahnbrücke lässt sich mit Revit modellieren und mit dem MuM BIM Booster auswerten (unten).