Damit die Richard AG im schweizerischen
Murgenthal auch in Zukunft Erfolgsgeschichten
schreiben kann, suchen die Verantwortlichen
ständig nach Möglichkeiten,
Kundenwünsche schneller und besser zu
erfüllen. So arbeitet man schon seit längerem
an der Verschlankung der Konstruktion.
MuM begleitet diesen Weg mit
Zusatztools für Autodesk Inventor
und einem Produktkonfigurator auf
iLogic-Basis. Die Tools verkürzen die
Entwicklungszeit und verbessern
die Kundenbeziehungen.
Seit 1913 produziert und vertreibt die Richard AG Stromabnehmer für
Eisenbahnzüge. Lange Jahre hatte man als „verlängerte Werkbank“ der
Schienenfahrzeugbauer fungiert. Seit die Fahrzeugbauer in den 90er
Jahren dazu übergegangen sind, ihre Entwicklung auszulagern, konstruiert
die Richard AG auch Stromabnehmer und Hauptschalter für Schienenfahrzeuge.
Das Unternehmen arbeitet für Bahnbetreiber in ganz Europa.
Qualität im Fokus
Die Frage, wie man in Zeiten der Digitalisierung Kundenwünsche besser
erfüllen kann, treibt die Verantwortlichen schon lange um. Bestehende
Prozesse wurden analysiert, um herauszufinden, wo und wie man schneller
und effektiver arbeiten kann. Ziel ist stets, Kosten zu reduzieren und
den Kunden bestmögliche Qualität zu liefern. Diese Überlegungen betrafen
auch die Konstruktionsabteilung. Könnte man den Prozess von
der Kundenanfrage bis zur Produktion verkürzen und Doppelarbeiten
vermeiden?
Schlaue Systeme
Hochfahren, Schleifstücke an die Fahrleitung pressen, Strom aufnehmen
und weitergeben und bei Betriebsende wieder zusammenklappen
– die Aufgaben eines Stromabnehmers sind klar und
einfach definiert. Doch die Stromzufuhr muss auch bei hohen
Geschwindigkeiten zuverlässig funktionieren, Unebenheiten der
Fahrstrecke sind ebenso auszugleichen wie Unebenheiten der
Stromleitung, und wenn sich ein Fremdkörper auf der Fahrleitung
befindet, hat der Abnehmer in 1 Sekunde zusammenzuklappen.
Die Produkte erfüllen gesetzliche Vorgaben und müssen den ästhetischen
und konstruktiven Gegebenheiten des Fahrzeugs angepasst
werden; das führt zu einer großen Variantenvielfalt.
In drei Monaten entwickelte das MuM-Team einen Produktkonfigurator für Stromabnehmer.
Nur scheinbar ein Standardprodukt: Stromabnehmer gibt es in vielen Varianten.
Angebote mit Konstruktionszeichnung
Die Kunden der Richard AG sind es gewohnt, mit dem Angebot
eine Konstruktionszeichnung zu erhalten. Diese wird im Verlauf der
Auftragsklärung präzisiert: Da muss z. B. die Höhe des zusammengeklappten
Abnehmers angepasst werden, ebenso die Befestigungspunkte
am Dach oder die Hochstromanschlüsse. Wenn der
Kunde den Auftrag erteilt, beginnen die Konstrukteure mit der „Feinarbeit“.
Mit anderen Worten: Die Konstrukteure brauchen überproportional
viel Zeit, um Zeichnungen für Angebote zu entwickeln
und zu überarbeiten.
Inventor-Bordwerkzeuge optimal nutzen
Neuentwicklungen sind meist Varianten der Standardprodukte.
„Wir wollen am liebsten den Kunden mit ins Boot nehmen und
‘seinen’ Stromabnehmer gemeinsam entwickeln“, sagt Christoph
Odermatt, Vertriebsleiter bei der Richard AG. Um dieses „Ins-
Boot-holen“ auch technisch möglich zu machen, wandte man sich
an den langjährigen CAD-Betreuer MuM. Die Techniker fanden
rasch eine Lösung: iLogic ermöglicht eine regelgesteuerte Konstruktion
mit Autodesk Inventor. Mit iLogic können Konstruktionsprozesse
standardisiert und automatisiert werden; es lassen sich
direkt im Inventor komplette virtuelle Produkte konfigurieren. Die
MuM-Entwickler arbeiteten sich schnell in die Thematik der Stromabnehmerkonstruktion
ein: Es galt, die Konstruktionsregeln und
-parameter zu verstehen und in iLogic-Regeln umzusetzen – das
gelang in weniger als drei Monaten.
Der Stromabnehmer versorgt den Zug in jeder Fahrsituation zuverlässig mit Energie.
MuM macht Inventor besser
Ein von MuM entwickeltes Zusatztool unterstützt die Konstrukteure
dabei, ihre Arbeit effektiver zu erledigen: Das MuM Multitool for
Inventor ist eine Werkzeugpalette mit mehr als 20 Befehlen, die den
Leistungsumfang von Inventor erweitern und verbessern. Multitool
ermöglicht z. B., Prüfmaßtabellen zu erstellen, Stücklisten in
einem vom Kunden spezifi zierten Format nach Excel zu exportieren
oder Datenformate wie STEP zu generieren.
Vielversprechende Prototypen
Mit dem neuen Konfigurator erhalten Kundengespräche eine neue
Qualität. Die technischen Möglichkeiten lassen sich durch die vordefinierten Regeln sofort ermitteln; der Stromabnehmer „entsteht“
quasi in der Diskussion. Die Konstrukteure fangen bei einem neuen
Auftrag nicht bei null an, sondern bauen auf den Informationen auf,
die im Konfigurator abgespeichert wurden. Christoph Odermatt
erwartet, dass sich der Zeitraum vom Kundenauftrag bis zur Produktion
um etwa 25 Prozent verkürzt und dass Rückfragen und
Diskussionen abnehmen werden. „Ich gehe davon aus, dass wir
nicht nur die Qualität unserer Arbeit verbessern, sondern auch die
Beziehung zu unseren Kunden.“
Nächster Schritt: PDM
In den nächsten Monaten stehen bei der Richard AG weitere Systematisierungen
an: Um die Produktdaten zu verwalten, wird – unterstützt
von MuM – Autodesk Vault Professional als PDM-System
eingeführt und mit dem vorhandenen ERP-System verknüpft. Damit
sind stets zutreffende Benennungen, korrekte Ablageorte und reproduzierbare
Einstellungen der generierten Dokumente sichergestellt.
Hanspeter Jutzi, seit 30 Jahren Eigentümer und Geschäftsleiter
der Richard AG, ist zuversichtlich: „Auch dank der Unterstützung
von MuM können wir die Erfolgsgeschichte des Unternehmens
weiterführen.“